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Zum hundertjährigen Geburtstag von Eladio Dieste

Wissenschaftliche Festveranstaltung im Haus Schminke am Sonntag, dem 10.12.2017

Geehrt wurde Eladio Dieste, der am 10. Dezember 2017 vor 100 Jahren in Artigas (Uruguay) geboren wurde. Dieste gilt, als er am 19. Juli 2000 in Montevideo verstirbt, als ein geschätzter Bauingenieur, architektonischer Gestalter und Hochschullehrer mit sozialem Engagement.

Bauwerke von ihm mit stahlbewehrter Ziegelschale entstanden in Südamerika und Spanien. Mit der Veranstaltung wurde einem Protagonisten der Organischen Moderne gedacht. Der Veranstaltungsort Haus Schminke im Sächschen Löbau ist 1930-1933 erbaut worden und gilt als Ikone der Organischen Moderne.

Mithin liegt hier die inhaltliche Brücke zu Eladio Diestes Werk von internationaler Bedeutung. In Uruguay und Madrid fanden ähnliche Veranstaltungen statt. Die Begrüßung der rund 45 Gäste oblag Claudia Muntschick, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Haus Schminke.

 

Prof. Dr. phil. Friedrich Albrecht, Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz erzählte von persönlichen Bezügen zu Südamerika.

Seine Ehefrau stammt aus Ecuador, so dass ihm Probleme, mit denen auch Dieste in seinem Werk zu kämpfen hatte, vertraut sind. Das betrifft sowohl wirtschaftliche Einschränkungen als auch die ständigen Versuche, sich gegenüber ehemaligen Kolonialmächten eine kulturelle Identität aufzubauen.

Alf Furkert, Präsident der Architektenkammer Sachsen, hob die fließende Grenze zwischen der Architektur und des Bauingenieurwesens heraus, wofür Dieste ein gutes Vorbild ist.

Moderator Prof. Dr. rer. pol. Tino Schütte erläuterte, verbunden mit der Führung durch Haus Schminke, wie ähnlich die Sichtweisen von Dieste und Scharoun – dem Architekten des Veranstaltungsortes – gewesen sind.

 

 

Maria José Vignone, Gesandte der Botschaft von Uruguay in Deutschland, erzählte von einem Treffen mit Dieste, worin er sich als ernst, aber offen zeigte. Ihr Ehemann erwähnte später, dass er für Dieste leistungsstarke Computer administriert hatte.

Der Titel des eigentlichen Fachvortrages lautete 'Eladio Dieste, der Ingenieur aus Uruguay, der uns die Ziegelschale vorführte' und wurde von Prof. Dr.-Ing Jos Tomlow gehalten. Er traf Eladio Dieste persönlich zweifach und besichtigte zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Barthel seine Bauwerke in Uruguay, später gefolgt von den Kirchen in Madrid. Jos Tomlow ist Bautechnikforscher und Mitbegründer der Gaudí Forschergruppe Delft.

Sein Vortrag führte ein mit Aufgaben der Statik beim Entwurf von traditionellen Gewölben und neuartigen Schalen aus Stahlbeton und Holz. Eladio Dieste entwickelte 1947 für die Casa Berlingieri in Uruguay (Architekt Antonio Bonet Castellana) die Cerámica Armada, die erste bewehrte Ziegelschale. Insbesondere die Kirche Cristo Obrero in L‘Atlántida, Uruguay, 1960, errang Weltruhm. Das riesige Werk Diestes und seines Partners Eugenio Montañez kann bis 2000 eine Überdachung von einer Fläche von 1,5 Mio m² vorweisen.

 

Neben den Fachinformationen gab es in den anschließenden Diskussionen beim Abendimbiss überraschende Einblicke in die persönlichen Interessen am Veranstaltungsthema. So wurde von einem aus Norddeutschland angereisten Rotarier, mit einer Ziegelei im Besitz der Familie seit 1907, Bewunderung für Diestes Ziegelkonstruktionen ausgesprochen. Andere hatten Dieste selbst über die Ziegelschale mit Begeisterung reden hören.

 

Als Erinnerung an diesen lehrreichen Adventsnachmittag wurde den Besuchern ein wissenschaftliches Begleitheft zum Vortrag übergeben, das auf 30 Seiten und mit 100 Abbildungen die Geschichte der Ziegelschalen Eladio Diestes beschreibt.

Dank hierfür gilt u. a. den Fotografen Vicente del Amo Hernandéz und Rainer Barthel für die Nutzungsrechte der Bilder.

Eine Veranstaltung der Fakultät Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Zittau/Görlitz, Stiftung Haus Schminke, Architektenkammer Sachsen und Rotary Club Dreiländereck-Oberlausitz.

Impressionen von Jens Freudenberg / Sabine Spitzner-Schmieder (Fotos), Tino Schütte und Jos Tomlow

 

Eladio Dieste, Kirche Sagrada Familia, Madrid, 1998.

 


 

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow
Hochschule Zittau/Görlitz 
Theodor-Körner-Allee 16
D-02763 Zittau, Deutschland

Haus Z II, Zi.115.4
Tel. 03583 - 612 4650
E-mail: j.tomlow(at)hszg.de

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